Podiumsdiskussion zur Magdeburger OB-Wahl

OB-Kandidaten & Gartenfreunde

Bis zur Wahl des Magdeburger Oberbürgermeisters am 15. März 2015 ist es nicht mehr lang. Die Kandidaten befinden sich auf der Zielgrade und setzen zum Endspurt an.
Auf einer Podiumsdiskussion in der Gaststätte „ Zur Birke“ in Birkenweiler bekamen sie am Dienstag noch einmal Gelegenheit, sich zu positionieren. Eingeladen hatte die Magdeburger Gartenpartei , die selbst keinen Bewerber stellt.

Hintergrund der Diskussion war u.a. der geplante Ausbau der Nord-Süd-Verbindung in Birkenweiler und Kannenstieg. Anwohner befürchten, dass „wenn hier die Bahn langfährt, fallen bei uns die Tassen aus dem Schrank“, sowie den Verlust von Gärten durch Umnutzung in Bauland.

Für die einzelnen Parteien äußerten sich:
Edwina Koch-Kupfer – CDU
Olaf Meister – Bündnis 90 / Die Grünen
Frank Theile – DIE LINKE
Josef Fassl – Allianz für Menschenrechte, Tier- und Naturschutz

Bürgermeisterkandidatin Edwina Koch-Kupfer will sich für eine zukunftsorientierte Verkehrsplanung für die Stadt einsetzen, dazu gehört für sie der weitere Ausbau des Radwegenetzes, um immer mehr auf das Auto verzichten zu können. Allerdings müsse sich der Öffentliche Personennahverkehr ( ÖPNV ), den örtlichen Gegebenheiten angepasst, auch tragen.

Da sich für Frank Theile der ÖPNV auch in Zukunft nicht tragen werde, setzt der Kandidat der LINKEN auf die Einführung des fahrscheinlosen – nicht kostenlosen – Nahverkehrs. Das „schaffe eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung“. Ein Umlagesystem, bei dem die Kosten auf breitere Schultern verteilt werden, ist für Theile denkbar.

In einem Vergleich mit Magdeburgs Partnerstadt Braunschweig führte Josef Fassl ins Feld, dass bei höherer Kaufkraft die Fahrscheine dort günstiger seien. Der Faktencheck ergibt jedoch etwas anderes (siehe unten).

Grünenpolitiker Olaf Meister kann sich nicht dafür erwärmen, alle gleich zu beteiligen, das passiere bereits über Steuergelder. „Die Gerechtigkeit der einen ist nicht die Gerechtigkeit der anderen“, so Meister.

Für Harald Hartmann (Gartenpartei) aus dem Publikum hat die Straßenbahn eine soziale Funktion. Seiner Meinung nach wäre die Rücknahme der Fahrscheinpreise sozial und betriebswirtschaftlich sinnvoller.

Hanna Zimpel wollte wissen, „ab wann eigentlich können wir uns mit einem Bürgerbegehren einbringen. Zuerst heißt es, es sei zu früh, dann wieder, es wäre zu spät“.
Moderator Lars Johansen dazu: „Machen Sie’s einfach, das Bürgerbegehren“.

Frank Theile bemängelt, dass das Prinzip, „erst reden und dann entscheiden, im Magdeburger Stadtrat scheinbar unbekannt sei“. Die Einrichtung eines Fahrgastbeirates, wie von ihm bereits vorgeschlagen, sei erforderlich.
Dass die „Stadtentwicklung nicht flexibel genug ist und die Bevölkerung nicht mitgenommen“ wird, sieht CDU-Frau Koch-Kupfer ebenso.

„Ohne Zustimmung der Eigentümer werden die Kleingärten nicht angetastet“, verspricht Theile. Das kann Olaf Meister so nicht sagen: „Wenn weniger Leute Gärten nutzen, werden auch Gärten wegfallen“. Weiterhin bemängelt er den seiner Meinung nicht nachvollziehbaren Kahlschlag, insbesondere der Domlinden, wo er die Stadt nicht bereit sieht, in eine Diskussion mit seiner Partei einzutreten.

Und auch Josef Fassl bekräftigt, dass „Gärten eine soziale Funktion haben. Gärten und Parks als Treffpunkte, die Grüne Lunge der Stadt, wollen wir erhalten“.

Es wurde an diesem Abend viel gesagt, erklärt, gewünscht, Vorstellungen geäußert und Hoffnungen gemacht und sogar versprochen. Dennoch, die Gartenfreunde schienen mit dem Gehörten nicht zufrieden.
Ob sie ihren neuen Oberbürgermeister hier gefunden haben, wird sich am 15. März zeigen. Oder ob es doch wieder der „alte“, Lutz Trümper, werden wird, der, ebenso wie Philipp Voß, Kandidat der Freien Wähler, der Einladung nicht gefolgt war.

Anmerkung d. Red.:

Eine Recherche der Fahrpreise ergab folgendes:
Tageskarte Magdeburg – 4,60 € / Braunschweig – 5,00 €
Einzelfahrt Magdeburg – 2,00 € / Braunschweig – 2,20 €

  1. Sehr guter Artikel und beste Bilder. Danke, da sieht man gleich wer Profi ist.

  2. Die Recherche ist zwar hinsichtlich der Preise richtig, leider wird aber außer Acht gelassen, dass man in MD mit dem Fahrschein nur 60 min und nur in eine Richtung fahren kann, in BS dagegen 90 min und in alle Richtungen, vgl. http://www.vrb-online.de/index.php?id=164

    Der genaue Wortlaut aus dem Wahlprogramm (Auszug):

    „Die Alternative „Öffentlicher Nahverkehr“ hat sich derart verteuert, dass viele Bürger*innen inzwischen lieber zu Fuß gehen oder überhaupt nicht mehr in die Innenstadt fahren. Das Angebot der MVB ist grundlegend zu verbessern. Ich befürworte eine Rückkehr zu einem Ticket für 90 min incl. Rückfahrt für höchstens 2,30 €, wie es sich unsere Partnerstadt Braunschweig derzeit leisten kann. Auch ein pauschales Kurzzeitticket für 10 – 15 min für etwa 1,- € brächte Fahrgäste zurück in die Bahn. Durch den Zugewinn an Kund*innen würden wieder mehr Einnahmen erzielt. Was nutzen neue Bahntrassen durch die „Pampa“ ohne Fahrgäste? Maßnahmen wie diese, aber auch ein kurzzeitiges kostenfreies Parken sehe ich als wichtige Weichenstellungen für die Belebung unserer Innenstadt.“

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