Willi Tomes und die etwas andere Leidenschaft für Vinyl

Schallplatten nicht nur zum Hören

Willi Tomes und die etwas andere Leidenschaft für Vinyl - 48 Stunden Neukölln

Sein Atelier liegt versteckt auf einen Hinterhof in der Manteuffelstrasse in Neukölln. Schallplatten am Boden lotsen die Gäste zu Willi Tomes.
Man hat die Werkstatt noch gar nicht richtig betreten und kommt schon aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eine Welt von Fantasiegebilden unterschiedlichster Größen aus Vinyl eröffnet sich dem Besucher, Collagen mit dem interessanten Werkstoff Schallplatte in Verbindung mit anderen Materialen und jede Menge Kästen und Körbe mit den wunderbaren Scheiben, die dem Künstler als Material dienen. Stöbern ausdrücklich erlaubt! Der Berliner Künstler gibt viele Scheiben für kleines Geld ab.

Am Arbeitstisch sitzt ein gelassen wirkender, ja vielleicht sogar tiefenentspannter, junger Mann und fügt kleine bunte Splitter für Splitter zu einer Collage zusammen. Ganz nebenbei kommen wir ins Gespräch.

Es ist kein Problem, die schwarzen Scheiben in Größenordnungen zu bekommen. Bei buntem Vinyl sei das schon schwieriger, erfahren wir von Willi. Ob er denn keine Skrupel hat, die Platten zu zerkleinern? Da ist Willi Tomes radikal. Die Platten sind der Rohstoff für seine Objekte. Das hindert ihn aber nicht daran, von Zeit zu Zeit die eine oder andere Scheibe aufzulegen. Und wie gesagt, er verarbeitet nicht alle Platten. Mit einem Teil macht er Sammler glücklich.
Auf die Frage nach seiner Vorgehensweise antwortet Willi, dass er zu Beginn einer neuen Arbeit keine bestimmten Ambitionen verfolgt. „Es fügt sich und wächst. Am Ende ist man oft selbst erstaunt über das, was man geschaffen hat“, erklärt Tomes. Was für ein Privileg, wenn man sich während der Arbeit immer wieder selbst überraschen kann.

Verzaubert verlassen wir Willi Tomes Atelier. Egal ob Vinyl-, Kunstfreund oder einfach neugierig – wer in Neukölln unterwegs ist, sollte unbedingt in der Manteuffelstrasse in den Hinterhof zu Willi Tomes abbiegen. Schallplatten weisen euch den Weg.

Text: Anna Gramm
Fotos: Wenzel Oschington

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