Visionen für Magdeburg als Kulturhauptstadt 2025

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

Prof. Martin zur Nedden - Direktor des Deutschen Instituts für Urbanistik (l.) und Dr. Claudia Perren Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau

Prof. Martin zur Nedden – Direktor des Deutschen Instituts für Urbanistik (l.) und Dr. Claudia Perren Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau

Magdeburg hat große Pläne: im Jahr 2025 will die Stadt Kulturhauptstadt Europas werden. Wie wird der Weg dahin aussehen? Wie lassen sich städtebauliche und kulturelle Vergangenheit und Gegenwart der Stadt, die mit über 25.000 Wissenschaftlern und Studierenden auch ein wichtiger Forschungs- und Lehrstandort ist, für die Zukunft weiterentwickeln?

Prof. Dr. Matthias Puhle (Historiker und Abteilungsleiter Kultur im Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt), Dr. Claudia Perren (Direktorin und Vorstand der Stiftung Bauhaus Dessau), Prof. Martin zur Nedden (Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Urbanistik) sowie Prof. Dr. Michael Naumann – Direktor des Institutes für Experimentelle Innere Medizin (OVGU) schilderten ihre Sichtweisen auf die Bewerbung Magdeburgs als Kulturhauptstadt Europas 2025. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion durch Dr. Constanze Seidenbrecher vom LIN.

Das Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) und die Landeshauptstadt Magdeburg hatten gemeinsam zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, auf der über die Bewerbung Magdeburgs zur Kulturhauptstadt 2025 gesprochen werden sollte.

„Wissenschaft und Kunst als gemeinsame Bestandteile unserer Kultur“ sieht Prof. Dr. Eckart D. Gundelfinger, Direktor des Leibniz-Instituts und Gastgeber des Abends, mit Verweis auf die „Lange Nacht der Wissenschaft“, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut.

„Wie bewirbt man sich als Kulturhauptstadt?“
„Nichts passiert von allein“, konstatierte Matthias Puhle. Magdeburg sei „eine Stadt mit innovativem Potential, die Geschichte und Kultur atmet“.
Jetzt gehe es erst einmal darum, eine Bestandsaufnahme zu machen. „Es gibt kein allgemeingültiges Konzept“, so Puhle mit Blick auf ehemalige Kulturhauptstädte. Voraussetzung und ebenso wichtig wie künstlerische Visionen sei ein gesellschaftlich politischer Konsens und die Einbindung der Gesellschaft.

Der Bewerbungsvorgang sieht folgendermaßen aus:
Das Grundkonzept soll 2017 vorliegen. Die Auswahl der Kandidaten erfolgt in zwei Phasen. Nach einer Preselection kommt die Hälfte der Kandidaten auf eine Shortlist. Die endgültige Wahl der Kulturhauptstadt 2025 wird für 2020/21 erwartet.

Reiches Erbe, gesellschaftliche Bedeutung und das kulturelle Angebot sind zwar eine Basis, spielten aber bei der Auswahl keine Rolle. „Vielmehr gehe es darum, ein schlüssig ausgearbeitetes Konzept vorzulegen, dass die spürbare Verbesserung in der Entwicklung erkennen lässt. Daran wollen wir arbeiten“, so Matthias Puhle.

Die Direktorin des Bauhaus Dessau Dr. Claudia Perren sieht „Große Pläne!“ für Magdeburg.
Wichtig ist eine Analyse zu erstellen, um zu wissen, worauf man die Bewerbung gründet.
„Die Frage der Bewerbung sollte lauten: warum wollen Sie Kulturhauptstadt werden?“, stellt sie in den Raum. „Zum Beispiel, um Sprungbrett für ein neues Kulturverständnis, für wissenschaftlich technische Neuerungen zu sein“.
Dazu bedarf es ihrer Meinung nach Menschen, die unterschiedliche Wege beschreiten, gleichzeitig aber bereit sind, gemeinsam an kritischen Fragen für eine neue Gesellschaft zu arbeiten.

„Einen Blick von außen auf diese Stadt“ aus der Sicht des Stadtplaners wirft Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden, Direktor des Deutschen Institutes für Urbanistik Berlin.
„Diese Stadt ist nichts fürs Auge, Architektur aus alten Zeiten und Stalinbauten stehen neben moderner Kaufhausarchitektur“ zitiert zur Nedden aus einem Zeitungsartikel über Magdeburg.
Der Bahnhofsvorplatz ist seiner Meinung nach eine „sehr schöne Schöpfung der 90er Jahre.
Jedoch gerade das Nebeneinander dokumentiere ein Stück Stadtgeschichte, mit dem man sich identifizieren kann. In Magdeburg findet man Barock, Gründerzeit, Moderne der Zwischenkriegszeit und die klassizistische Bauweise der Nachkriegszeit.

„Für die Zukunft gelte es große Herausforderungen zu bewältigen, wie den demografischen Wandel, die digitale Revolution oder den Klimawandel, die ihrerseits ein großes Potential für die Entwicklung einer Stadt bergen“, erläutert der Stadtplaner.

Martin zur Nedden sieht die Stadt „als einen Ort, an dem Fremde leben, als Entlastung von Arbeit und Verantwortung und als einem Ort einer besonderen eigenständigen kulturellen Produktion“. Die Ambivalenz einer Stadt besteht darin, sowohl anonym leben als auch Kontakte knüpfen zu können. Ziel müsse es sein, diesen Herausforderungen zu trotzen.

Man ist sich einig, „dass auch provozierende Aktionen zugelassen,Themen kontrovers diskutiert werden. Wir brauchen keine elitäre Kultur, sondern eine, die auf einem breiten Konsens aufbaut.“
Jetzt müsse man in den Dialog treten, sich bewegen, Probleme ansprechen, ein Konzept entwickeln.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt …

Text & Fotos: Wenzel Oschington

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