Europäische Asylpolitik = Lippenbekenntnisse und theatralisch vergossene Tränen

Magdeburger halten Mahnwache ab

Über 200 Magdeburger fanden sich am Dienstagabend zu einer Mahnwache auf dem Alten Markt in Magdeburg ein. Es ist ein trauriger Anlass, der die Menschen diesmal zusammenführte. Hunderte von Flüchtlingen starben diese Woche im Mittelmeer.
Die Teilnehmer der Mahnwache zeigten Betroffenheit und brachten ihr Mitgefühl für die Opfer und Überlebenden der jüngsten Flüchtlingskatastrophe zum Ausdruck. In einer Schweigeminute wurde ihrer gedacht.
Während Sören Herbst und Robert Fietzke die Untätigkeit der Politiker anprangerten, erzählte Ingrid Pfennig von ihren Erfahrungen in der Arbeit mit Flüchtlingen und ein junger Mann machte deutlich, dass es letztendlich um Menschenliebe und Achtsamkeit gehe. Pastorin Gabriele Herbst erinnerte an ein Goethe-Zitat: „Ein Land, das die Fremden nicht schützt, geht bald unter“.

Auf der Flucht vor Hunger, Krieg und Tod in ihren Heimatländern wählen Menschen immer wieder den einzigen und gefahrvollen Weg über das Meer, in der Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit.
Und die Staatengemeinschaft schaut zu! Nein, sie schaut nicht nur zu, unternimmt nicht nur Nichts, sondern tut genau das, was diese Situation herbeiführt.
Freihandelsabkommen, die den Menschen ihre Lebensgrundlage entziehen, Ausbeutung der Ressourcen der Dritten Welt, Waffenlieferungen in Krisengebiete und überhaupt. Von der Bundesregierung unter dem Deckmantel der Arbeitsplatzsicherung genehmigt.
Das alles füllt hauptsächlich die Taschen der Aktionäre.

Sollten nicht die, die sich selbst als Eliten oder Führungskräfte bezeichnen mit gutem Beispiel vorangehen? Doch da wird selbstherrlich über Diätenerhöhung (wie derzeit im sächsischen Landtag) diskutiert, während andernorts Menschen um das nackte Überleben kämpfen.
Was wäre, wenn Abgeordnete geschlossen aufstünden und die angedachte Erhöhung für humanitäre Zwecke spendeten? Das wäre das richtige Signal!
Haben wir unsere Geschichte vergessen? Viele von uns stammen selbst aus Flüchtlingsfamilien. Unsere Eltern und Großeltern, die als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verloren, waren auf der Flucht oder hatten Angehörige zu beklagen. Wurden die nicht damals auch aufgenommen, in einem zerstörten und vom Krieg gezeichneten Deutschland. Aufgenommen bei Familien, die selbst fast nichts mehr hatten, zu einer Zeit, als es an Lebensmitteln und Wohnraum mangelte?

Genau das ist die Situation, in denen sich die Menschen befinden, die zu uns kommen und nach Hilfe suchen. Wollen wir ihnen diese Hilfe verweigern? Mit der Aussage: „das Boot ist voll“! Selbst jene, die das „C“ für christlich im Namen führen, argumentieren in einer Art und Weise, die nicht nur unchristlich sondern auch unmenschlich erscheint.

Die demokratischen Kräfte sollten sich wichtigeren Aufgaben widmen. Der „Kleinkrieg“ zwischen den Lagern passt vor allem ins Konzept derer, die von den wahren Problemen dieser Welt ablenken wollen.
Hunger, Kriege, Umweltkatastrophen, um nur einige zu nennen. Es mutet wie der blanke Hohn an, wenn sich Staaten und Politiker in ständigen Lippenbekenntnissen üben, theatralisch Tränen vergießen, jedoch hinter verschlossenen Türen und in Abwesenheit des Wahlvolkes vermutlich genau das Gegenteil beschließen.
Manchmal hat man den Eindruck, sie hätten ihren Schwur, Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden, vergessen. Oder sie interpretieren das Wort „Volk“ nur anders. Minderheiten scheinen da offenbar nicht mehr dazuzugehören?
Wird die deutsche Politik nicht größtenteils von Opportunismus, Lobbyismus oder einfach nur Unfähigkeit bestimmt? Das Volk sollte seine Kräfte nicht im gegenseitigen Kleinkrieg verschwenden (Alt gegen Jung, Links gegen Rechts, Deutsche gegen Ausländer), sondern
den Finger immer wieder in die Wunde legen, Missstände anprangern, und seine verfassungsmäßigen Rechte nutzen.
Nichts fürchten jene an den Hebeln der Macht mehr, als ein aufgeklärtes und selbstbewusstes Volk, dass sich seiner Rechte und Möglichkeiten bewusst wird (ist) und diese auch durchsetzen will.

Erinnert euch der Internationale. Wir müssen zusammenstehen. Als Menschen.
Es ist nun einmal so: uns hilft kein Gott, kein Kaiser noch Tribun …
Also: wacht auf, Verdammte dieser Erde!

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