Abenteuer im Garten

Posted: 10th Juli 2013 by Wenzel Oschington in Abenteuer
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„Abenteuer im Garten“

10. Juli
Wein, Weib und Gesang. So ein altes Sprichwort. Doch am Anfang steht immer die Arbeit und jede Menge Schweiß.
Jetzt befindet sich der Wein, oder besser gesagt der werdende Wein, im Ballon. Wenn ich mich in der Küche umsehe,
dann erwartet mich – nur noch – das Große Saubermachen.
Eine Unmenge Spritzer roten Saftes verteilen sich über den gesamten Fußboden, kleben an Schranktüren, an diversen herumstehenden Tassen,
Töpfen oder der Kaffeemaschine und all jenen Utensilien, die ich im Vorfeld nicht weit genug in Sicherheit gebracht habe.
Ganz abgesehen von Armen und Beinen meiner selbst, an ein blutiges Massaker eines Horrofilmes erinnernd.
Ab in die Dusche. Der warme Wasserstrahl wäscht die letzten Spuren ab. Ein Gefühl der Erleichterung überkommt mich.

Das war eine lange Woche. Um an die begehrten Beeren zu kommen, schlug ich mich an mehreren Nachmittagen quer durch den Garten.
Das Wort „Urwald“ beschreibt den Zustand des selbigen treffender.

Urwald oder Garten?
Dickicht versperrt den Weg

Dem Unterholz in Form von hoch gewachsenen Brennnessel und anderen Unkräutern
rückte ich mit einer alten Sense zu Leibe. Vorkriegsware. Das verrostete und mit Scharten übersäte
Gerät riss mehr an den Stängeln, als dass es sie abschnitt.
Egal. Das Ergebnis zählte. Nun wagte ich mich weiter vor, hinein in die Grüne Hölle, die roten Beeren
bereits deutlich vor Augen habend. Bewaffnet mit Garten- und Astschere schnitt ich mir den Weg frei.

Die „Leichen“ in Form von Ästen, Zweigen und Kraustängeln zerrte ich auf die Lichtung hinaus,
Stück für Stück, warf sie auf einen Haufen. Am Ende des Tages war dieser bereits auf über
einen halben Meter Höhe angewachsen.

Johannisbeeren im GartenBerlin Fête de la Musique
… auf die begehrten Früchte.

Die ersehnten Früchten waren nun greifbar nahe. Ich setzte ich mich auf einen umgestülpten Eimer. Pause.
Verdientermaßen! Glücklicherweise gehörte immer eine Flasche kühles Bier zur Standardausrüstung
bei Expeditionen in unbekanntes Land. Ich ließ es mir schmecken und schmiedete meine Pläne für das weiter
Vorgehen in Sachen „Ernte“.

Meine Strategie stand nun fest. Der erste Stoßtrupp wandte sich den Himbeeren zu. Ich hockte am Boden
und hatte den Blick unablässig unter die Blätter gerichtet, dass mir nur keine einzelne Beere entgehen möge.

Urwald oder Garten?
Warum in die Ferne reisen – das Abenteuer lauert im Garten hinterm Haus!

Den Sammeleimer nahe den Füßen, so schob ich mich zentimeterweise immer tiefer in das Dickicht hinein. Die weichen Beeren ließen sich leicht abstreifen. „Sehr gut, die Früchte sind reif“, konstatierte ich die Situation.

Im Dämmerlicht des Himbeerwaldes bemerkte ich nicht den Fortgang der Zeit. Nach einem halben Eimer
entschloss ich mich zur Umkehr. Immerhin warteten noch weitere Ziele. Sauerkirchen oder Johannisbeeren?
Die Entscheidung fiel zu Gunsten Erstere.
Der Grund war naheliegend und mit einfachen Worten ausgedrückt: ich konnte nicht mehr krauchen!
Und Kirchen pflückt man bekanntlich im Stehen. Gesagt getan. Außerdem füllte sich mein Eimer wesentlich
schneller, so sah ich den – vorläufigen – Feierabend heran rücken.

„Schiit“ entglitt mir ein leiser Fluch. Auf weitere Worte verzichte ich hier, da das Werk sonst möglicherweise
unter die Zensur fallen würde.
Ja, da war es passiert, mein Hemd voller roter Kleckse! Die Mistdinger waren reif und saftig,
ich hatte Mühe sie nicht mit den Fingern zu zerquetschen.

Urwald oder Garten?Urwald oder Garten?
Expedition in den Garten – immer wieder ein Erlebnis.

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