Heiße Ratten & coole Scheiben – Musste haben!

Anfassen, anhören, darüber quatschen

Franz Jeske - Hot Rats

Der kleine Laden in der Arndtstraße 42 kommt eher unscheinbar daher. Doch Hot Rats ist der Treffpunkt für Musikliebhaber schlechthin. Vor allem Freunde der guten alten Vinylplatte, und die kommen aus dem ganzen Land, schlagen hier auf, um sich ihre schwarze Scheibe oder auch CD zu kaufen. Was die Leute zu den „Heißen Ratten“ zieht, ist vor allem das Flair dieses Musikgeschäftes. Einer von ihnen ist Clemens Langer, der in regelmäßigen Abständen aus Rostock kommt, um in „seinem“ Laden vorbeizuschauen. Nicht ohne jedes Mal mit einem Stapel CD’s oder Platten unter dem Arm zu gehen.

Es ist ein Kreis illustrer Musikliebhaber, der sich über die Jahre gefunden und das Hot Rats zu dem gemacht hat, was es jetzt ist. Franz Jeskes Spruch „Musste haben“ kann man blind vertrauen. Was der Inhaber empfiehlt, hat bisher noch niemanden enttäuscht.
Bei ihm findet man ausschließlich Independent-Labels. Von hitparadenverdächtigen Scheiben hält er gar nichts. Und das wissen seine Kunden auch zu schätzen. Viele Platten und CD’s sind mehr oder weniger Geheimtipps.

Anfassen, anhören, darüber quatschen, das sind nur einige Gründe, warum die Leute zu Franz kommen. Bei ihm gibt es keine Schlangen. „Die Leute können sich die Musik in Ruhe anhören, der Kaffee ist inklusive“, so der eingefleischte Zappa-Fan und Mitbegründer der Bad Doberaner Zappanale . Und Zappa war auch Namensgeber für Jeskes Laden. „Hot Rats“ ist das zweite Solo-Album von Frank Zappa aus dem Jahr 1969.
Die erste Platte, die sich Franz Jeske 1979 vom Lehrlingsgeld kaufte, war die der Nina Hagen Band. „Danach war ich erst mal Pleite und musste zusehen, wie ich über den Monat kam“, gesteht der gelernte Baufacharbeiter.
Jeske trieb sich schon immer gern auf Flohmärkten, Plattenbörsen und Dorffesten herum, wo er nach und nach seine Sammlung erweiterte.
Auf einem Zappa-Treffen Ende der 80er Jahre in Erfurt lernte Jeske, der schon zu DDR-Zeiten im Besitz fast aller Platten von Frank Zappa war, Harald Koob kennen.

Gute Musik ist besser - darum Hot Rats

„Es war Koob, der mich gewissermaßen anstiftete. Ohne ihn gäbe es diesen Laden wahrscheinlich nicht“. Die Wende erwies sich für Jeske als Glücksfall. Von seinem Bekannten aus Frankfurt/Main übernahm er 1990 Lagerware auf Kommission.
„Die Leute standen Schlange. Die Treppe runter, bis auf die Straße“, erinnert er sich an den Beginn, damals in der Helmstedter Straße 24. „Punks und Grufties einträchtig nebeneinander. Der vier mal zwei Meter große Raum war teilweise so voll, dass man sich die Kataloge nur über dem Kopf weitergeben konnte. Das war ein cooler Start“.
Später residierte Hot Rats in der Wolfenbüttler und der Heidestraße, bevor er in sein jetziges Domizil Arndtstraße 42 übersiedelte. Seine Fans sind ihm treu geblieben.
Ein eigenes Label existiert ebenfalls. Hot Rats Records, über das Franz Jeske bereits sechs Tonträger herausbrachte.

*