Ein schmerzhafter Stachel im Fleisch der Oberflächlichkeit

Isolation Berlin

„Wir spielen ein bis acht Songs – je nachdem…“, mit diesen Worten eröffnet Isolation Berlin – Sänger Tobias Bamborschke das Konzert im FC St. Pauli-Fanshop auf der Reeperbahn, um die Zuhörer sogleich in einen Strudel von Selbsthass, Schmerz, Verlustangst, Liebeskummer und Suizidgedanken hineinzuziehen. Isolation Berlin nehmen uns mit auf eine nächtliche Reise. Es scheint, als kratze der junge Rio Reiser an der bunten Fassade der Easyjetset-Stadt Berlin.
Es tun sich Abgründe auf. Unweigerlich denkt man an „Christiane F.“ oder diverse Filme von Rainer Werner Fassbinder. Die Band scheint inspiriert von Dingen, die sich in einem extrem feinfühligen Menschen abspielen können: Einsamkeit bei vermeintlich feinmaschiger Vernetzung, Unwohlsein bei den Gedanken an Oberflächlichkeit oder das aneinander Vorbeileben. Düsterer Indie-Rock, wie ein schmerzhafter Stachel im Fleisch der Oberflächlichkeit.
Im März dieses Jahres kam die viel beachtete Debüt-EP „Körper“ auf den Markt und im Februar 2016 dürfen wir uns auf ihr erstes Album freuen. Wer die Möglichkeit hat, diese einzigartige Band live zu erleben, sollte nicht zögern. Ein Konzert mit Isolation Berlin geht durch Mark und Bein und berührt nachhaltig.

Text: Anna Gramm
Fotos: Wenzel Oschington

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